Ende Mai erreichte uns die Nachricht, dass Alexander Opitz verstorben ist. Mit 62 Jahren viel zu früh. Mit Alexander Opitz hat eine prägende Figur der freien darstellenden Künste diese Welt verlassen.

Aktuelles

Von 2006 bis 2015 war er Vorstandsvorsitzender des damals noch kleinen Bundesverbandes Freier Theater – heute der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK). Während seiner Amtszeit gelang es ihm, den Verband zu einer kulturpolitisch bedeutungsvollen Institution führen. 2016 wurde er für seine Verdienste mit dem Ehrenpreis des Bundesverbands Freie Darstellende Künste ausgezeichnet.

Schon 2002 übernahm Alexander Opitz die Geschäftsführung des Landesverbandes Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. (LaFT BW) und feierte noch kürzlich sein 20jähriges Dienstjubiläum.

Er stand stets an der Seite der darstellenden Künstler*innen und erreichte für sie entscheidende Verbesserungen – in der Förderung, in der sozialen Absicherung und in der politischen und gesellschaftlichen Anerkennung.

Wir haben Wegbegleiter*innen nach einigen persönlichen Sätzen zu Alexander Opitz gefragt. Sie zeigen klar: Mit Alexander Opitz ist ein enthusiastischer Kämpfer für die freien darstellenden Künste gegangen. Er wird uns fehlen.

Der LaftBW hat ein digitales Kondolenzbuch eingerichtet, in dass sich jede*r gern eintragen kann.

„Geballtes Wissen, Kampfgeist bis zu fliegenden Türen und dahinter ganz viel feinfühlige Menschlichkeit: So dufte ich Alexander Opitz erleben und so wird er uns allen fehlen!“ 

Ulrike Seybold, Vorstand BFDK

 

„Ich habe Alexander Opitz in mehreren Rollen erlebt, als sein Stellvertreter im Vorstand, als sein Angestellter im Verband (zu dieser Rolle hatte er mich überredet) und in der Jury von „tanz + theater machen stark“. Besonders prägend war für mich die Zeit mit ihm im Vorstand des Verbandes. Eigentlich waren wir damals nur ein kleiner Verband ohne Geschäftsstelle und mit kargen Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und ein paar Bücherverkäufen. Aber Alexander konnte das immer durch seine „Erscheinung“ mit Hut und Mantel und durch Beharrlichkeit und Zugewandtheit wettmachen. Er wusste Matthias Lilienthal, Amelie Deuflhardt, Silvia Brendenal und andere Persönlichkeiten der Freien Szene für eine Präsentation der Freien Theater im Schloss Bellevue zu gewinnen. Der Besuch beim damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler wurde sein Abend und er sollte Folgen haben. Gern wurde er als das Gesicht der Freien Theater angesehen. Diese Rolle liebte er natürlich und war doch ein Teamplayer, der viele Menschen für den Verband zu gewinnen wusste, zur Mitarbeit einlud und mit ihnen sehr kollegial zusammenarbeitete. Neben ihm durfte man allerdings nicht allzu eitel sein: ‚Das ist mein Stellvertreter‘, so stellte er mich einem Politiker auf einem dieser Berliner Empfänge vor und setze hinzu: ‚An ihn können Sie sich wenden, wenn ich mal nicht mehr da bin.‘ ‚Das wollen wir nicht hoffen, Herr Opitz‘, entgegnete der Politiker und wandte sich ab, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Darüber haben wir noch lange gelacht an jenem Abend…“

Eckhard Mittelstädt, Projektleiter „tanz + theater machen stark“

 

„Meine ersten Erfahrungen im Feld der kulturpolitischen Interessenvertretung konnte ich an der Seite von Alexander Opitz machen und sehr viel von ihm lernen. Alexander hatte für die Wichtigkeit und Wahrnehmung der freien darstellenden Künste so vehement gekämpft wie kaum ein anderer und viele Erfolge errungen. Sein Tod ist ein großer Verlust für unsere Szene.“

Anne-Cathrin Lessel, Vorstand BFDK

 

„Alexander kam aus einer alten Theater- und Filmfamilie. Er war mit allgemeinen, aber auch sehr speziellen Theaterhintergründen, Traditionen und Geschichten vertraut. Er beherrschte den klassischen Verwaltungston und Politikstil und konnte sich dem auch heute noch in der Bundesrepublik anzutreffenden konservativen, veränderungsresistenten Misstrauen gegenüber neuen Inhalten, Formen und Formaten oft beharrlich durchsetzen. Diesem kämpferischen strategischen Vermögen verdankt der BFDK seine Basisförderung und der Landesverband in Baden-Württemberg seine starken und gesicherten Rahmenbedingungen.

Er war im Kampf um soziale Absicherung freier darstellender Künstler auf Bundesebene ein detailversessen und kompetenter Begleiter. Es ging ihm nie um Personen. Er stritt immer um die Sache. Er konnte in diesen Sachen unbarmherzig hochemotional kämpfen. Er hatte starke Feind-Freund Schemen. Er konnte, wenn er von der Sache, der Problemlösung überzeugt war nicht verlieren. Er war bereit, falls er sich vergaloppiert hatte, sich zu entschuldigen. Mit wem er gemeinsam etwas erstritten hatte, zählte er zu seinen Freunden. Ich gehörte dazu.

Alexander, der Kampf ist aus. Die Bilanz deines jahrelangen Kämpfens, es waren immer Kämpfe, ist beachtlich. Ohne dich wären wir weder auf der Bundesebene aber auch deine Kollegen in Baden-Württemberg nicht so weit.

Es war auch immer toll sich mit dir auszutauschen, über erfolgreiche Schlachten über dem aus Niederlagen sich automatisch neu formierenden Anlauf und über vertrauliche Tricks die zum erfolgreichen Arbeiten dazugehören. Das wird mir nun fehlen.

In den letzten Jahren war sein kleines, verletzliches Herz diesen Kämpfen nicht mehr gewachsen und Alexander war trotz deutlicher Signale nicht bereit sich zurückzuziehen, aufzugeben war in seinem Lebensplan keine Option.

Es ist immer wieder erstaunlich, was ein Mensch durch Tatendrang und Konsequenz erreichen kann. Daran wurde ich beim Schreiben dieser Zeilen erinnert.

Die Lücke die Alexander hinterlässt muss in Ihrer Breite erst noch beschrieben werden. Das ist eine komplizierte Herausforderung, besonders für Baden-Württemberg.“

Frank Reich, Geschäftsführer Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg

 

„Alexander Opitz war für mich Vorbild und Motivator für die kulturpolitische Arbeit in seinem unermüdlichen Einsatz für eine größere Wahrnehmung der freien darstellenden Künste und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Künstler*innen. Die Szene verliert mit ihm eine ihrer kräftigsten Stimmen.“

Matthias Schulze-Kraft, Vorstand BFDK

 

„Irgendwie zu erwarten, dass Alexander ohne Ansage verschwindet. Obwohl unerbittlich gegen sich selbst und ohne Vorsicht. Er ist nicht mehr, was für mich, für die gesamten freien darstellenden Künste in Deutschland ein großer Verlust ist. Was bleibt ist Dankbarkeit für so Vieles was er erreicht und durch seine Vehemenz eröffnet hat. DANKE.  Vielleicht passt diese Geschichte, welche mir eine Mitarbeitende aus dem Kulturministerium in BaWü erzählte: ‚Wenn ein Termin anstand mit Alexander Opitz, wussten wir alle, es wird nicht langweilig. Es gibt eine Show!‘ Und daher wünsche ich uns, dass wir nicht vergessen, es braucht manchmal auch für kulturpolitische Forderungen Entertainment und Vehemenz.“

Tom Wolter, Vorstand BFDK